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Nachgehakt / 14.01.2016

Beiträge steigen, Regionalverbände kündigen: Was ist los im DAFV? Nachgehakt bei Sven Brux vom DKAC - Teil2

Bereits im ersten Teil unseres Nachgehakt Interview mit Sven Brux, Vorsitzender des VDKAC (Verband Deutscher Karpfenangel Clubs), gab es interessante Informationen zu der Erhöhung der Anglerabgaben, die mit Beginn diesen Jahres in Wirkung getreten sind. Wofür diese verwendet werden sollen und warum diese Erhöhung sinnvoll ist. Hier geht es nochmal zu Teil 1.  Im zweiten Teil des Interviews, steht Sven wieder Rede und Antwort . Es geht um Regionalverbänden, die aus dem Bundesverband austreten wollen und um einen möglichen Zerfall des DAFV. 

CZ: Sven, was sagst Du zu den Vorwürfen vom Verband sächsischer Angler, der Vorsitz des DAFV wäre nicht gerecht zu gleichen Teilen aus ehemaligen VDSF und DAV Vertretern besetzt worden?

SB: Ja, das stimmt. Man darf aber durchaus die Frage stellen, warum vom Verband sächsischer Angler selbst nicht ein einziger Personalvorschlag gekommen ist? Zudem sollte neben dem Fakt, dass die angeschlossenen Verbände der Fusion ja zugestimmt haben, auch die Bemerkung gestattet sein, dass es den Landesverbänden nicht untersagt ist, eigene Inhalte einzubringen. Der DAFV bzw. dessen Gremien und Versammlungen sollte sich nicht als Abnickerclub verstehen, sondern als ein Gremium, welches Inhalte aus den Verbänden diskutiert und fortan in bundes- und/oder europapolitische Kreise trägt.

CZ: Denkst Du, dass in Zukunft weitere Vereine austreten werden?

SB: Natürlich kann man nach den bisherigen Erfahrungen damit rechnen, dass noch weitere Verbände austreten. Und was haben sie damit erreicht? 3,- Euro je Mitglied gespart. Toll. Aber sich dann irgendwann beschweren, wenn auch im Land neue Regeln greifen die in Brüssel oder Berlin besprochen wurden, gegen die sich aber keine Anglervertretung wehren konnte, da nicht (mehr) anwesend.

CZ: Carpzilla: Kritiker sind der Meinung, dass es den DAFV als eine solche Anglervertretung nicht brauche. Der DFV (Deutscher Fischerei Verband) wurde hier schon als Alternative genannt. Sind das denn keine Alternativen?

SB: Nein, das sind definitiv keine Alternativen! Zunächst zur Diskussion um den DFV: Einerseits ist der DAFV bereits Mitglied in diesem. Der DFV alleine reicht jedoch nicht. In ihm ist natürlich auch die Berufsfischerei organisiert. Und wie wir alle wissen, sind die Interessen von uns Anglern und den Berufsfischern nicht immer deckungsgleich. Was passiert, wenn diese Interessen kollidieren, haben wir in Baden-Württemberg gesehen anhand des Nachtangelverbotes. Im dortigen LFV (Landesfischereiverband) sind sowohl Angler als auch Berufsfischer organisiert. Natürlich haben Berufsfischer überwiegend kein Interesse an einer Aufhebung des Nachtangelverbotes, da sie befürchten, dass Angler nachts am Wasser auf dumme Gedanken kommen und sich an Reusen und Netzen zu schaffen machen. Insofern war es dann auch nicht verwunderlich, dass sich der LFV in der Diskussion um eine Aufhebung des Nachtangelverbotes dagegen positioniert hat. Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie es für die Anglerschaft in die Hose gehen kann, wenn man lediglich auf derartige Mischverbände baut. Wir Angler brauchen da einen eigenen Verband, der sich lediglich für unsere Interessen einsetzt, aber gleichzeitig auch gut vernetzt ist, um diese letztendlich durchzusetzen.

CZ: Der Landesverband Sächsischer Angler schrieb in seiner Erklärung zum Austritt, sie wollten künftig engeren Kontakt zu ihren Bundestags- und Europaabgeordneten halten. Hältst du das für sinnvoll?

SB: Nein. Die Vorstellung, man könne etwas bewirken, indem man lediglich den Kontakt zu Abgeordneten des Bundestags und des Europaparlamentes verstärkt, ist nicht mehr als Augenwischerei. Man muss sich hier verdeutlichen, wie es überhaupt zum Erlass und zu Änderungen von Gesetzen kommt:
Will die Regierung ein Gesetz ändern oder erlassen, wird der erste Entwurf den Spitzenverbänden – auf Bundesebene also auch dem DAFV- zugesandt und um eine Stellungnahme gebeten. Hier kann der Verband das erste Mal Einfluss nehmen. Die Abgeordneten können das nicht, da das Gesetz in dieser frühen Phase das Parlament noch gar nicht erreicht hat. Ist der Entwurf dann durch die Verbandsanhörung durch, kommt er ins Parlament, wo dann auch die Abgeordneten ins Spiel kommen. Hier finden dann weitere Anhörungen in den Fachausschüssen statt. Dort können die Verbände sich erneut positionieren und ihre Auffassungen den Abgeordneten darlegen, wo sich diese dann eine Meinung zu dem Gesetz bilden.
Der springende Punkt ist aber der, dass die Abgeordneten sich im Wesentlichen nur Aufgrund der Stellungnahmen in Zusammenhang mit dieser Anhörung positionieren. Schließlich müssen sie ihre Empfehlung für das Plenum ja mit irgendetwas handfest begründen. Mit den Abgeordneten in Kontakt bleiben ist zwar schön und gut, hilft aber an diesem wichtigen Punkt nicht weiter. Gibt es keinen Spitzenverband der Angler, gibt es auch keine Stellungnahme für die Angler. Andererseits kann man sich sicher sein, dass andere Spitzenverbände - etwa die des Natur- oder Tierschutzes – immer Gründe in ihren Stellungnahmen darlegen können, warum man das Angeln einschränken sollte. Die Abgeordneten werden dann mangels Alternative gezwungen sein, diesen Ausführungen zu folgen.
Man sieht also, dass weder der DFV noch der engere Kontakt mit den Abgeordneten, eine wirkliche Alternative zum DAFV ist.

CZ: Carpzilla: Wie siehst Du als Vertreter des VDKAC die Situation derzeit?

SB: In der Tat sieht es derzeit für uns Angler nicht gut aus, denn diese Zerstrittenheit wird natürlich auch von außen wahrgenommen. Ich kann mir vorstellen, wie wöchentlich bei NABU und Co die Sektkorken knallen, wenn mal wieder neue Hiobsbotschaften aus der organisierten Anglerschaft die Runde machen, so peinlich ist das schon. Allerdings gibt es doch real betrachtet gar keine Alternative, zu einem Bundesverband. Ich sprach anfangs schon die föderale Struktur dieses System mit der Unterscheidung von Landes- und Bundesinteressen an. Beispiel: Irgendwas am Tierschutzgesetz soll geändert werden. Da hat nur ein Bundesverband Mitspracherechte, da es um Bundesrecht geht. Da kann NRW, Sachsen oder Bayern noch so viel protestieren, es ist irrelevant.

CZ: Siehst Du uns Angler durch den DAFV gut vertreten?

SB: Natürlich sind auch wir nicht mit allem glücklich, was der DAFV in der Vergangenheit getan oder eben auch nicht getan hat. Er muss und kann hier auch besser werden. Wenn die Kollegen aber seit Jahren mehr mit diesen Selbstzerfleischungsprozessen zu tun haben als mit den ihnen eigentlich obliegenden Aufgaben, dann merkt man doch, wo der Hase im Pfeffer liegt.

CZ: Wäre ein möglicher Zerfall des DAFV nicht auch gefährlich, da die Interessen der Angler ohne Dachverband gar nicht mehr gehört werden würden?

SB: Austritte von Landesverbänden und die ständigen zumeist destruktiven Attacken auf den DAFV helfen da nur wenig. Tatsächlich schadet das alles der gesamten Anglerschaft in Deutschland weitaus mehr, als es selbst der schlechteste Bundesverband jemals könnte. Ich glaube viele wissen gar nicht, welch Bärendienst sie dem Angelsport in Deutschland damit erweisen.

Wir als VDKAC haben bislang immer unsere Zustimmung zu den Sachthemen signalisiert oder in Abstimmungen und Diskussionen vertreten, die eine möglichst liberale Ausübung unseres Hobbys ermöglichen. Dies sind jedoch meist Themen, die in Landes- oder gar kommunalen Entscheidungsprozessen ablaufen. Wir würden uns da mehr Forderungen und Unterstützung aus der Anglerschaft selbst wünschen. Allerdings müssen wir feststellen, dass sich diese weitgehend lieber durch Verkommerzialisierung und Selbstdarstellung ihr eigenes Grab schaufelt. Würde ein nur geringer Teil dieser Energie in Mitarbeit auf den hier genannten Themen entfallen, wären wir schon ein gutes Stück weiter. Es schwindet jedoch mittlerweile die Hoffnung.
In den Verbänden wird oft genug dazu aufgerufen, sich zu engagieren, da die alte Generation dies nicht mehr schafft, von unten kommt jedoch so gut wie nichts nach. Da darf man sich dann nicht wundern, wenn die Anglerschaft durch Anzugträger jenseits der 70 vertreten wird, die seit etlichen Jahren keine Fisch mehr gesehen haben und denen man manchmal sogar unterstellen muss, sie hätten irgendwie Spaß an dem Ärger, den sie selbst mit verursachen.

http://www.vdkac.de/

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