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Deine Story / 10.12.2014

Moritz Matzkes Story: Zurück zum Vertrauen

Der Herbst ist da. Für mich stand schon lange fest, welche Ziele ich zu dieser Jahreszeit versuchen würde umzusetzen. Der Kanal sollte es sein. Ein richtig dickes Wasserschwein wollte ich erwischen. Mir war allerdings auch bewusst, dass es alles andere als einfach wird und ich wahrscheinlich die ein oder andere Blanknacht in Kauf nehmen muss.

Dass es allerdings so schlecht laufen sollte, konnte ich vorher nicht ahnen. Fünf Wochen in denen ich intensiv versuchte meine Wünsche real werden zu lassen verstrichen ohne Fisch. Großer Frust machte sich in mir breit. Die beste Zeit des Jahres lief einfach so dahin, ohne dass ich sie richtig ausnutzen konnte. Ich setzte auf diverse Taktiken und fischte möglichst viele verschiedene Stellen, um die Fische zu finden, aber alle Versuche blieben erfolglos. 

Langsam aber sicher machten sich auch Selbstzweifel bemerkbar. Ich war mit einer Situation konfrontiert, die ich so noch gar nicht kannte. Eine Zeit in der das Glück nicht auf meiner Seite war. Hatte ich doch sonst immer in letzter Minute irgendwie noch was ans Band bekommen. Nun weiß ich, wie schwer es eigentlich ist, an diesem Kanal konstant erfolgreich zu sein. Erst recht wenn man noch nicht so viel Erfahrung mitbringt. Ein Gewässer zwischen Hass und Liebe, bei dem momentan der ,,Hass'' dominiert. 

Neue Ufer für neuen Mut

Für mich war klar, dass ich erstmal Abstand nehmen musste, um neue Motivation zu tanken. Was wäre da sinnvoller gewesen als sich eine Woche frei zu nehmen und mal so richtig intensiv an einem See zu fischen, an dem ich schon in früheren Zeiten sehr erfolgreich war. Einem Gewässer an dem ich bereits den Bogen raus hatte und weiß wo man die Fische zu dieser Jahreszeit wie abfangen kann. 

Es gab allen Grund wieder optimistisch zu sein, da sich nun auch das Wetter endlich entschieden hatte Herbst zu werden. War es doch über Wochen hinweg viel zu mild. Selbst Anfang November erlebten wir noch sonnige Tage mit 18°. Ein paar Tage vorfüttern genehmigte ich mir dann aber dennoch, um auch ganz sicher zu gehen, dass die Zeichen endlich wieder auf Sieg stehen würden.

Endlich war es soweit, eine Woche Angeln zur vermeidlich besten Zeit des Jahres stand vor der Tür.  Mit dabei war mein Kumpel Mario, der im Gegensatz zu mir, die letzten Wochen sehr erfolgreich war und mir Mut machte.

Das Wetter war vielversprechend. Der Spot war wohlbedacht gewählt und gut vorbereitet. Wir fischten eine steil abfallende Kante direkt hinter einem Plateau. Ein perfekter Herbstspot. Auch der Wind stand optimal auf dem Platz, was in diesem Gewässer in der Vergangenheit öfters eine wichtige Rolle gespielt hat. Eigentlich konnte jetzt nichts mehr schief gehen. Eigentlich…

Weg mit dem Selbstzweifel

Wenn da nicht diese Selbstzweifel wären, die mich seit meiner langen Blankperiode plagten. Ist das wieder so eine klassische Situation, wo man denkt die Chancen stehen gut, doch dann läuft es aus unerklärlichen Gründen wieder beschissen? Diese ganzen Storys von Karpfenanglern kennt man doch aus dem Internet und ich habe es ja jetzt selbst viel zu viele Nächte erleben müssen. 

Nein, Petrus sei Dank. Dieses Mal lief tatsächlich alles nach Plan. Bereits am Abend konnte ich einen toll gezeichneten Spiegler fangen. Wow - was für ein Gefühl nach 1 ½ Monaten ohne Widerstand in der Rute. In solchen Momenten sind Gewichte völlig unwichtig. Entscheidend ist die Erkenntnis, dass das eigene System funktioniert und Fische bringt. Da hüpft man auch gleich mit einem viel besseren Gefühl in den Schlafsack. Das gute Gefühl war auch mehr als angebracht, denn in der Nacht meldeten sich die Bissanzeiger noch das ein oder andere Mal.

Der zweite Fisch war dann auch schon ein richtig fetter 30-Pfünder, was für dieses Gewässer schon ein besserer Fisch ist. Ähnlich wie die erste Nacht verliefen auch die kommenden Tage und Nächte. Unter anderem konnte Mario einen richtigen Charakterfisch mit 8 Schuppen auf der Flanke fangen, dem er, „kreativ“ wie er eben ist, direkt den schönen Namen ,,Eight Scales‘‘  gab… 

Das macht den Reiz aus

Auch in den nächsten Tagen lief es wie am Schnürchen. Selten gehe ich ans Wasser, um viele Fische egal welcher Größe zu fangen. Oft sollen es die ganz Dicken sein, da bin ich ehrlich. Bei dieser Session war das anders, sie hatte etwas wirklich Besonderes. 

Sie zeigte mir, warum ich das Karpfenangeln so liebe: Es ist der Wind, der die Wellen ans Ufer klatschen lässt, die Nervosität, wenn der Bissanzeiger piepst, die Spannung wenn man nach erfolgreichem Drill ins Keschernetz leuchtet oder das „Tokken“ in der Rute, wenn das Blei genau dort landet, wo es hin soll.

In Sessions wo es richtig läuft, spürt man einfach was den Reiz ausmacht, der uns immer und immer wieder ans Wasser treibt, auch wenn es mal nicht so läuft. 

Der Moment zählt

Die Woche brachte uns beiden richtig viel Spaß und mehr als 20 tolle Fische. Manchmal läuft eben einfach alles genau so wie es soll. Plötzlich waren die Selbstzweifel wie weg gewaschen. Mein Plan wurde 1:1 von der Theorie in die Praxis umgesetzt. Ich kann es doch noch! Läuft! Was wollt ihr eigentlich, warum die Zweifel?! 

Mir wurde in dieser Woche klar, dass man überhaupt nicht verzweifeln muss, wenn die Abhakmatte mal eine Weile trocken bleibt. Wenn man die nötige Leidenschaft für unser Hobby mitbringt, wird man früher oder später sowieso wieder Erfolge erzielen.

Man sollte jeden Moment am Wasser genießen, egal ob mit Fisch oder ohne, denn beim Angeln fühlen wir uns lebendig. Wir sind befreit von jedem Stress des Alltags und jeder Sorge die einen plagt. Ich habe die Woche am Wasser in vollen Zügen genossen auch wenn uns der ganz dicke Herbstbulle in dieser Session nicht vergönnt war. 

Die Motivation ist zurück

Wer schon, ob der Herbst jetzt wirklich schon vorbei ist? Vielleicht  kommt er mit ein paar milden Tagen nochmal zurück. In diesem Jahr würde es mich nicht wundern. Falls es so kommen sollte, bin ich bereit nochmal ans Wasser zurück zu kehren, denn meine Motivation ist wieder da! Der Kanal kann sich warm anziehen, denn ich gebe nicht auf. Ob noch in diesem oder erst im nächsten Jahr - die Rinne wird weiter gerockt und ich werde auf Carpzilla berichten.

Euch einen erfolgreichen Saisonabschluss und auf ein neues Jahr!

Euer Moritz!

 
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