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Deine Story / 04.01.2016

Marco Ubben: Meine Taktik am 'La Noue du Bois'

Nach ein paar wirklich stressigen Wochen im Angelladen, in dem ich arbeite hatten Inga und ich beschlossen eine Woche Urlaub im Oktober zu nehmen. Aufgrund von Job und Familie habe ich nicht wirklich viel Zeit mein Angeln vorzubereiten, also rief ich Martijn Borema von Hotspots in France an und fragte ob er für die erste Oktober Woche noch irgendwo etwas frei hat. Martijn schlug mir den See La Noue du Bois vor, der in der Nähe von Paris liegt, also etwa 8 Stunden Fahrzeit bedeutete. Eine weitere Woche später stand war es soweit – es ging los.

Ich hatte noch rund 30 kg meiner Lieblingsködern von BFP zu Hause und zudem noch fertig abgekochten Tigers. Gute Voraussetzungen also – am Futter sollte der Trip jedenfalls nicht scheitern.

Nachts fahren!

Um 23:00 Uhr war dann dass Auto im Tetris-Style gepackt und wir legten uns nochmal kurz hin. Um 02:00 Uhr ging dann aber schon wieder der Wecker, wir tranken fix einen Kaffee und machten uns dann auf den Weg quer durch Holland, Belgien und Frankreich bis nach Paris zum La Noue du Bois. Ich fahre nun schon seit einigen Jahren nach Frankreich und ich kann euch einen Tipp geben: fahrt nachts! Städte wie Genk, Lille und Paris sind Tagsüber wirklich immer überfüllt und die Chance auf einen Stau ist verdammt groß.

Am nächsten Morgen und einige Lacher später – ja, auf französischen Autobahnen kommt es vor, dass ein neuer VW Touareg ein uraltes Auto Stoßstange an Stoßstange die Autobahn hochschiebt – kamen wir am See an. Der freundliche Besitzer Philipe kam direkt zu uns und sperrte uns das Tor auf. Mit Händen und Füßen (und google translator) konnten wir uns mit Philipe verständigen und uns einen Platz aussuchen.

Der La Noue du Bois wird meist von französischen Anglern aus der Gegend befischt und diese saßen fast alle an der vorderen Seite, obwohl man den See sogar komplett mit dem Auto umfahren kann. Irgendwas musste hier also interessanter sein, an der Faulheit konnte es ja schließlich nicht liegen. Nach ein paar Gesprächen mit den Anglern wurde klar, dass alle am Sonntagmittag wieder gehen würden. Also bauten wir nach Absprache unser Zelt direkt auf einem Platz auf, der bereits besetzt war.

Die richtige Taktik

Da am La Noue du Bois das Ablegen mit dem Boot und Futterboot verboten ist, musste ich oldschool zur Lotrute greifen. Nach rund 2 Stunden, etlichen Würfen und vielen Notizen war eine Karte für meinen Platz erstellt. Nichts Spektakuläres war zu finden, außer der Kante nach 40 Meter auf 2,00 Meter und dann wieder 20 Meter später auf 3 Meter. Aber genau sowas wollte ich für meine Taktik, denn die war recht simpel: 2 Ruten nach links, 2 Ruten nach rechts.

Ich fütterte am ersten Tag direkt 4 kg pro Platz, jeder Platz hatte etwa die Fläche eines Tennisplatzes. Nun denken sich vielleicht einige 4 kg pro Platz - spinnt der? Aber das ist nichts, wenn man bedenkt, dass rund 300 Fische mit einem Durchschnittsgewicht von 15 kg im See schwimmen. Nach rund einer Stunde füttern und vielen verdutzten Blicken der anderen Angler war der erste Platz doch relativ schnell mit dem Fox Carbon Throwing Stick angelegt.

Ungläubige Gesichter
Als es dunkel wurde und meine Rute immer noch nicht im Wasser waren, kamen die ersten rüber und fragten was ich hier eigentlich machen würde? Ich erklärte ihnen, dass ich den Platz erstmal ruhen lassen will und erst später dort Angeln möchte. Sie hielten mich für verrückt: Da fährt ein Deutscher an einen See mitten in Frankreich und füttert ohne zu Angeln?! Nach Baguette und Croissants am Abend legten wir uns früh schlafen, denn am nächsten Morgen für mich sehr früh der Wecker. Ich musste einfach sehen, wie sich die Fische bei Sonnenaufgang verhalten. Zugegeben, es ist schwierig nicht zu Angeln, wenn man nachts und morgens die Bissanzeiger der anderen hört doch es sollte sich lohnen.

Freie Bahn

Mittags hatten wir dann den Platz für uns alleine und dich konnte anfangen zu fischen. Erstmal nur auf dem linken Platz, den rechten musste ich ja erst noch anlegen. Die Ruten hatten ich bereits am Vorabend fertig gemacht und mit den BFP Baits Sensation X Soakern beködert. Diese sind genau wie meine anderen Köder in Activ-8-tor eingelegt. Ich gehe bei der Vorbereitung meines Futters wie folgt vor: Bei einer Menge von 30 kg Boilies verwende ich stets zwei verschiedene, in diesem Fall die Sensation X und die Crab Invasion in 15 und 20 mm. Beide zusammen funktionieren schon verdammt gut, werden sie dann auch noch gedippt, sind sie für mich unschlagbar.

Theoretisch gesehen habe ich also vier verschiedene Sorten Boilies dann am Platz. Auf diese „vier“ Sorten kommen dann noch zwei Flaschen Activ-8-tor. Je früher man die Boilies darin einlegt, desto mehr zieht das Liquid darin ein umso länger kann es unter Wasser wieder abgegeben werden. Eigentlich logisch oder?

Die Ruten habe ich dann jeweils auf die 2 Meter und die 3 Meter Kannte geworfen. Jetzt war der zweite Platz dran. Wieder hieß es loten und im Anschluss 4 KG auf dem Platz verteilen. Nachdem dann endlich Ruhe eingekehrt war und der See fast still vor uns lag, machten wir uns nochmal etwas zu essen. Wir saßen noch eine ganze Weile und beobachteten die letzten beiden Angler 200m gegenüber von uns. Diese fingen die ganze Zeit über verdammt gut.

Morgens, ich war gerade aufgestanden, um den See zu begutachten, lief auch bei mir die erste Rute ab. Nach einem kurzen aber intensiven Drill machte es „plopp“ und die Schnur wurde schlaff – ausgeschlitzt! Ich war frustriert denn von Gegenüber hörte man schon wieder einen Pieper. Doch es nützte nichts, es musste weiter gehen, schließlich waren die Fische jetzt da.

Weiterfüttern?

Rute also direkt wieder fertig gemacht, auf den gleichen Platz geworfen und füttern. Was schon wieder füttern? Ja! Warum? Ganz einfach, dort unten lagen etwa 1000 Boilies, wie hoch ist die Chance, dass der Hakenköder als erstes gefunden wurde? Da ich aber nicht wieder viel Lärm erzeugen wollte habe ich „nur“ 2 kg gefüttert. Gegen 09:00 Uhr lief dann endlich wieder die Rute ab, dieses Mal auf dem anderen Platz. Inga war mittlerweile wach und bereitete alles vor, schnappte sich den Kescher und kescherte ihren ersten Fisch als wenn sie nie etwas anderes gemacht hätte! Beim ersten Blick in den selbigen kam dann die große Freude auf: 16 kg Zeiler, was für ein Start?

Nachdem der Fisch abgelichtet war, ging das Spiel von neuem los. Nach vier Stunden der nächste Biss: Der Fisch lief mit Vollgas ab, mit meiner 3,5lbs Rute konnte ihn zum Umkehren bewegen: 19 kg kamen zum Vorschein. Von nun an ging es so den ganzen Tag weiter und ich konnte noch einige Fische zwischen 17 und 18,3kg fangen. Bis Mittwoch ging es sowohl nachts als auch tagsüber in diesem schönen Rhythmus weiter. Am Mittwochmorgen kam schließlich auch die erste Bombe vorbei. Genau 20 kg zeigte die Waage an. Der Tag ging so weiter und es folgte ein weiterer Fisch von über 20 kg bis urplötzlich Funkstille herrschte.

Funkstille!

Den ganzen Donnerstag wurde nichts gefangen am See und ich wurde unruhig, doch Inga beruhigte mich: „Man muss auch mal die Füße still halten können.“ Ich stimmte ihr zu, blieb locker weiter und fütterte weniger aber konstant weiter. Als ich dann wie aus dem Nichts einen Doppellauf hatte, schien die Welt wieder in Ordnung, doch leider verlor ich beide Fische. Frustriert ließ ich beide Ruten draußen und legte mich wieder hin. Die Fische schienen nun deutlich vorsichtiger zu fressen.

Gut Ding will Weile haben

Ich entschied mich dazu, den See genauer zu inspizieren und lief eine lange Runde zusammen mit Inga um den See. Bei allen Anglern herrschte Funkstille. Um kurz nach 01:00 Uhr ging es wieder los und im zwei Stunden Takt weiter. Insgesamt konnte ich fünf Fische fangen. Wir schliefen erstmal und irgendwann klopfte es an unser Zelt. Unser Zeltnachbar vom Sonntag war wieder da und fragte was ich da machen würde? Keine Rute mehr im Wasser und wir liegen im Zelt zu schlafen. Als ich es ihm erklärt hatte was in den letzten Stunden abging, schüttelte er bloß den Kopf und verließ unseren Platz mit einem Kopfschütteln und einem „Crazy German“.

Heute blicke ich zurück auf die Tage, die wir am La Noue du Bois erlebten und kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Der See ist einfach perfekt! Der See bietet einem einfach alles was man für einen ruhigen Urlaub braucht: Sicherheit durch den umliegenden Zaun, herrlich klares Wasser, ohne großes Krautvorkommen, saubere Sanitäreinrichtungen und viele dicke Fische.

Ein besonderer Dank geht nochmal an Martijn von Hotspots in France für die tolle Organisation, Bas von BFP Baits für die Köder, die mich einfach nie im Stich lassen und Fox International.

Marco Ubben

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